[Hörbuch Rezension] Skin von Veit Etzold




Verlag: Lübbe Audio
Laufzeit: 409 Minuten
Reihe: -
Preis: 11,99 €
ISBN: 978-3-8387-7856-3
Originaltitel: -








Als Christian den Link zu dem Video anklickt, ist er entsetzt über das, was er sieht: einen bis zur Unkenntlichkeit entstellten menschlichen Körper, der regungslos auf dem Wasser eines Swimmingpools treibt. Das ist nur der Höhepunkt einer ganzen Reihe von seltsamen Ereignissen, die sich in Christians sonst so geregeltem Leben plötzlich häufen. Doch als er sich der Polizei anvertraut, reagiert diese anders als erwartet. Christian hat das Gefühl, dass man ihm nicht glaubt. Als er weitere dieser grauenhaften Videos erhält, steht die Polizei plötzlich vor seiner Tür: Man hat herausgefunden, dass die E-Mails von seinem Account verschickt wurden. Und: Die Toten sind keine Fremden - Christian kannte sie alle ...
Bild- und Textquelle: Lübbe Audio





Der Hauptprotagonist Christian König ist ein junger Unternehmensberater, der vor kurzem bei East Coast Consulting (kurz ECC) eingestiegen ist. Er verdient sehr gut, ist aber dafür sehr viel unterwegs und selten zu Hause. Was natürlich früher oder später für Krach mit seiner Freundin Nicole sorgt. Als er vollkommen erschöpft ist und sich von einem Kollegen ein Aufputschmittel geben lässt, erhält er während einer durchgearbeiteten Nacht eine mysteriöse Mail - von sich selbst. Da die Mail aber kurz danach wieder verschwindet und er von den Umständen ziemlich benebelt ist, denkt er sich nicht viel dabei.

Kurze Zeit später findet er in seinem Mantel einen Schlüssel zu einem Schließfach mit furchtbarem Inhalt. Doch er geht erst zur Polizei, als er wieder eine Mail erhält - dieses Mal mit dem Link zu einem Video von einer Leiche! Die Polizei findet dann tatsächlich die Leiche. Und es soll nicht bei dieser einen bleiben… Christian gerät durch die Verbindung zu den Opfern und sein Verhalten immer mehr ins Fadenkreuz der Ermittler. Was hat er damit zu tun? Wer steckt wirklich dahinter? Wer will ihm schaden - und warum?

Christian ist mir irgendwie nicht so recht sympathisch geworden. Er kann einem aufgrund des durch seinen Beruf ausgelösten Stress, die privaten Probleme und die im Lauf des Buches startenden Ermittlungen gegen ihn zwar schon leid tun. Aber er reitet sich durch sein naiv-dümmliches Verhalten immer tiefer in den Sumpf aus Problemen hinein und das macht das Ermittler-Team immer misstrauischer - bis ihm niemand mehr glaubt.

Dieses Verhalten passt für mich irgendwie nicht zu einem Unternehmensberater, der in seinem Job ständig "performen" muss und der obendrein noch einen erfolgreichen und skrupellosen Anwalt zum Vater hat (an den er sich natürlich erst wendet, wenn es fast zu spät ist. Und selbst ihm erzählt er dann nicht alles).

Die Story wechselt auch immer wieder in die Perspektive der Polizei, deren Ermittlungen von Frank Deckhard geleitet werden. Für ihn steht Christian schnell als Hauptverdächtiger fest, und er setzt alle Hebel in Bewegung um Beweise für dessen Schuld zu sichern. Dabei wird er nur von seinem Vorgesetzten ausgebremst, der die ganze Sache etwas realistischer sieht und die Beweise nicht für ausreichend hält. Doch davon lässt sich Deckhard nicht aufhalten…

Deckhard wird von zwei Ermittlerinnen unterstützt, die eine ist ehemalige Hackerin die nun für die "guten" arbeitet, und die andere eine talentierte Rechtsmedizinerin. Das sorgt für viel Abwechslung und reichlich Fachwissen aus diesen Bereichen.

An sich hat mir die Story schon ziemlich gut gefallen. Es gab viel Insider-Wissen über die Berater-Branche, was zwar teilweise seitenlang ausgewalzt wurde, aber trotzdem interessant ist. Durch die ehemalige Hackerin gibt es auch Einblicke in die IT und deren Möglichkeiten im Zusammenhang mit polizeilichen Ermittlungen. Und die Rechtsmedizin ist sowieso ein hochinteressantes Thema. Dieser Themenmix, garniert mit ein paar Details zu den Morden, ist gut gelungen.

Jetzt habe ich hier ziemlich viel geschrieben. Merkt jemand, was fehlt? Die titelgebende Haut. Diese spielt leider nur am Anfang kurz eine Rolle und trägt einen kleinen Teil zur Motivation des Täters bei, ist aber ansonsten im gesamten Buch kaum zu finden. Da schürt der Klappentext falsche Erwartungen. Das hätte ohne die passende Rahmengeschichte zu einer großen Enttäuschung geführt, was es sicherlich bei einigen auch wird, da natürlich nicht jeder Gefallen an den Themen finden kann. Durch das Ende wird das Buch dann wieder etwas "gerettet"…

Am Hörbuch an sich habe ich nichts auszusetzen. Der Sprecher Michael-Che Koch liest das Buch sehr souverän vor und findet für die einzelnen Protagonisten stets die passenden Stimmlagen, was für eine tolle Atmosphäre sorgt.






"Skin" von Veit Etzold ist ein leider nur zum Teil spannendes Buch mit interessanten Themen (Berater-Branche, IT, Rechtsmedizin), wodurch allerdings der eigentliche Fall etwas aus den Augen gerät. Der Hauptprotagonist Christian nervt oft mit seinem unverständlichen Verhalten. Das Buch wird durch das sehr überraschende Ende und die dazugehörige Auflösung wieder etwas gerettet, konnte mich aber insgesamt gesehen (auch aufgrund der durch den Klappentext geschürten Erwartungen) nicht zu 100% überzeugen.






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